Mit virtueller Realität in die Pflege: 2023 findet der Karrieretag in Stockach wieder vor Ort statt

Viele Betriebe suchen händeringend Fachkräfte und Personal. Beim diesjährigen Karrieretag in Stockach warben nun über 100 Ausbildungsbetriebe und Hochschulen um die Gunst der jugendlichen Besucher.

Text: Rasmus Peters

Wie das Sinnbild für einen Tag der Neugierde tappst ein Kleinkind durch die Zuschauerreihen, als Schulleiterin Saskia Metzler den 33. Karrieretag im Musiksaal der Goldäckerschule eröffnet. Unter den Gästen sind auch Landrat Zeno Danner und der stellvertretenden Bürgermeister Stockachs Werner Gaiser. Der betont, wie wichtig es sei, dass die Kinder ihren Interessen folgen und nicht denen ihrer Eltern. Metzlers Stellvertreter Matthias Schalk lädt kurioserweise statt zum 33. zum 30. Karrieretag: „Wir zählen nur die Karrieretage in Präsenz“, sagt er.

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Auch am Südkurierstand konnten sich die Jugendlichen informieren. Beispielsweise zum neuen Bachelor-Studium Journalismus Plus. Dabei werden Studierende über sechs Semester im SÜDKURIER Medienhaus sowie der Hochschule Macromedia ausgebildet. | Bild: Rasmus Peters

Während der Pandemie-Jahre fand die Ausstellung im virtuellen Rahmen mit Chatroom-Angeboten statt, erzählt Andreas Maier, Abteilungsleiter des Berufskollegs und Wirtschaftsgymnasiums in Stockach. „Als wir in die Planung gingen, wussten wir schnell, wir wollen wieder in Präsenz.“ Was die Aussteller und Besucherzahlen angeht, knüpften sie auch direkt an den Stand vor der Pandemie an, so Maier.

Virtuelle Realität hilft in der Pflege

100 Aussteller aus dem Landkreis Konstanz und darüber hinaus haben sich auf dem Gelände der Berufsschule und der benachbarten Goldäckerschule aufgestellt. Auch der SÜDKURIER war mit einem Stand vertreten.

SüdkurierYvonne Denzler demonstriert Alexandru Tripon die VR-Brille ihrer Einrichtung | Bild: Rasmus Peters

Beim Stand der Stiftung Liebenau blickt Alexandru Tripon in eine VR-Brille. Er war neugierig, diese Technologie zu erleben, sagt er. Mit der Apparatur lässt er den Kopf kreisen. Anschließend schilderte er die erlebten Natursimulationen. „Wir setzen virtuelle Realität bei Bewohnern mit Demenz ein“, erzählt Yvonne Denzler vom Pflegedienstleister.

Ursprünglich seien die simulierten Welten mit geführten Meditationen zur Entspannung von Mitarbeitern gedacht, fährt sie fort. „Wir brauchen etwas, um die jungen Leute zur Pflege zu locken“, scherzt Denzler und schließt: „Corona hat gezeigt, wie wichtig die Pflege ist, aber sie bleibt es auch“.

Wirtschaft, Zimmerei und Gespräche

Tripon faszinierte die virtuelle Welt, doch interessiere er sich mehr für die Studiengänge. Wirtschaftsingenieur möchte er werden. In der angrenzenden Halle mit einigen Ausstellern aus der Industrie steht auch Anna Müller. Sie ist Zimmerin. Sie berichtet: „Es haben sich schon einige nach einem Praktikum oder einer Ausbildung erkundigt.“ Es seien vor allem Jugendliche aus Handwerkerfamilien.

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Anna Müller ist Zimmerin beim Betrieb Kiefer und beim Karrieretag 2023 in Stockach. | Bild: Rasmus Peters

 

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Das Berufsschulzentrum hat mit „Beeszet – wir müssen reden“ einen neuen Podcast. Erarbeitet mit den Schülern hat ihn Christine Angeler (links). Melih Dogan (mitte) und Alexander Wiedenbach (rechts) führen durch die erste Folge. | Bild: Rasmus Peters

Rechtzeitig zum Karrieretag ging auch der Podcast der Berufsschule beim Musikportal Spotify online, er heißt „Beeszet – wir müssen reden“. Über vier Wochen hatten sieben Schüler, darunter die Moderatoren der ersten Folge Melih Dogan und Alexander Wiedenbach, mit der Leiterin der Radio-AG Christine Angele daran gearbeitet. Dafür befragten sie zahlreiche Gesprächspartner zu Arbeitsverhältnissen und den Vor- und Nachteilen als Selbstständiger oder Angestellter.

Auf diese Weise gingen sie ihren Fragen an die Herausforderungen des Berufslebens nach. Beide sagen, sie wollen selbstständig arbeiten, doch zuvor ziehe es sie in eine Anstellung. Fest steht: Die Neugierde lenkt nicht nur das Kind im Publikum, sondern auch die vielen jungen Menschen bei der Berufsorientierung.

 

 

Quelle: Südkurier - externer Link