Schul-Lockdown 2.0 — Noch Neuland oder bereits Routine?

Schüler interviewen Schüler, eine Mutter und einen Lehrer

Im Klasse!-Interview der Klasse BKW11 des BSZ Stockach kommen Schüler aus verschiedenen Altersstufen, Lehrer und Eltern zu Wort und äußern sich zu den geschlossenen Schulen und dem Fernunterricht.
 

Allein vor leeren Stuhlreihen im Klassenzimmer oder zu Hause vor dem Tablet zu sitzen – das ist der derzeitige Alltag einer Lehrperson. Hier sitzt Lehrerin Lena Beirer im Klassenzimmer.
Allein vor leeren Stuhlreihen im Klassenzimmer oder zu Hause vor dem Tablet zu sitzen – das ist der derzeitige Alltag einer Lehrperson. Hier sitzt Lehrerin Lena Beirer im Klassenzimmer. | Bild: Oana Gihr
 
Wie empfinden Sie den Schul-Lockdown für sich und Ihr Kind?

Mutter: Die Situation zehrt sehr an den Nerven und bringt einen wirklich an seine Grenzen. Natürlich versucht man immer das Beste aus allem zu machen, aber es gibt auch Tage, an denen dies nicht so gut funktioniert.

Welche Faktoren führen denn dazu, dass manchmal Ihre Nerven blank liegen?

Mutter: Einerseits ist es gut, dass die Kinder zu Hause bleiben, um so wenig Kontakte wie möglich zu haben. Jedoch schlägt das stetige Daheimsein auf die Stimmung. Die fehlenden sozialen Kontakte belasten enorm. Gerade in Familien mit mehreren Kindern ist der Alltag besonders schwer. Wenn die Kinder noch jünger sind, benötigen sie viel Aufmerksamkeit. Viele Eltern können diese aber nicht aufbringen, da sie im Homeoffice sind und selbst arbeiten müssen. Es stellt sich außerdem die Frage, ob die technischen Voraussetzungen überhaupt gegeben sind. 

Habt ihr beziehungsweise haben Sie die technische Ausstattung, die für den digitalen Fernunterricht nötig ist?

Emin (8): Die technische Ausstattung wäre bei mir kein Problem. In der Grundschule arbeiten wir jedoch gerade noch mit Lernplänen. Allerdings möchte unsere Lehrerin bald mit uns unsere erste Videokonferenz machen.

Petar (16): Die technische Ausstattung war bei mir anfangs ein Problem. Glücklicherweise gab es am BSZ Stockach das Angebot, dass wir Schüler, wenn nötig, ein Tablet ausleihen können.

Basil Ott: Wir Lehrkräfte am BSZ Stockach haben das Glück, dass jeder von uns mit einem Tablet ausgestattet ist. Dies erleichtert den Unterricht mithilfe von Videokonferenzen, aber auch das Einstellen und Einsammeln von Arbeitsaufträgen mithilfe der Plattform Moodle.

Kommt ihr beziehungsweise kommen Sie zurecht mit der Organisation und der Aufteilung der Aufgaben?

Emin (8): Es kommt sehr darauf an, wie schwierig die Aufgaben sind. Bei schwierigeren und längeren Aufgaben brauche ich Hilfe, bei einfacheren nicht.

Petar (16): Die Online-Aufgaben machen mir keine Probleme, jedoch überfordert mich teilweise die Fülle der Aufgaben und ich verliere den Überblick. Die meisten Lehrer lassen uns aber genügend Zeit für die Aufgaben.

Basil Ott: Das Unterrichten in Form von Onlineunterricht hat seine Besonderheiten und erfordert neue Herangehensweisen. Wir haben aus dem ersten Lockdown gelernt und versuchen, das Beste daraus zu machen. Dies sieht man am diesjährigen Karrieretag, der erstmalig digital stattfand. 

Würdet ihr oder würden Sie den Online- oder Präsenzunterricht bevorzugen?

Emin (8): Eindeutig den Präsenzunterricht! Da wird dir alles erklärt und man kann in der Pause mit seinen Freunden spielen.

Petar (16): Ich bevorzuge den Präsenzunterricht, weil man im Fernunterricht weniger lernbereit ist und die Lehrer uns weniger zeigen können. Die sozialen Kontakte in der Schule fehlen einfach.

Basil Ott: Der Fernunterricht ist derzeit noch nicht in der Lage, den Präsenzunterricht vollständig zu ersetzen, da das Zwischenmenschliche nur eingeschränkt möglich ist und Gestik und Mimik verloren gehen. Auch ist es leichter, Schüler im Präsenzunterricht zu motivieren. 

Wie würden Sie als Mutter die Situation im Schul-Lockdown 2.0 beurteilen?

Mutter: Generell finde ich, dass der Schul-Lockdown die richtige Entscheidung war. Man sollte sich jedoch fragen, ob nicht zu spät gehandelt wurde. Bei vielen, egal ob bei Eltern oder Schülern, ist die Luft raus.

Die Klasse!-Reporter führten dieses Interview mit einer Mutter, dem Grundschüler Emin (8), dem Berufsschüler Petar (16) und Basil Ott, Lehrer am Berufsschulzentrum Stockach.
 

Hintergrund

  • Klasse BKW11: Jan Ajdari, Julian Ajdari, Altina Ajredini, Alessandro Fratella, Dominik Fuchs, Leonie Grunick, Isabell Kasparik, Kevin Kohn, Efthymia Lamprou, Martin Osinka, David Pfeiffer, Zahra Rahimi, Baravan Rasho, Nicole Seifert, Johannes Tzschoppe und Jannis Wieser.
  • BSZ-Karrieretag: Auch in Pandemie-Zeiten hat das BSZ Stockach vielen Schülern die Chance gegeben, ihren Traumberuf zu finden. Dieser fand digital statt. Viele Firmen stellten sich in Kurzvorträgen vor und standen im Beratungschat zur Verfügung. Viele Schüler nahmen ihn begeistert an.
  • Das Projekt: „Klasse!“- Projekt „Klasse!“, „Klasse!Beruf!“ und „Klasse!Kids“ sind die Medienprojekte für Schulen im Medienhaus SÜDKURIER. Als Partner ist die EnBW Energie Baden-Württemberg AG mit im Boot. Für vier Wochen (Klasse!Kids zwei Wochen) bekommen Klasse!-Schulklassen die Tageszeitung des SÜDKURIER geliefert und auf Wunsch einen Zugang zu SÜDKURIER Online. Mit dem Medienprojekt erfahren Schüler, wie Nachrichten entstehen und welche wichtige Rolle dabei Journalismus spielt. Als Abschluss sind eigene Beiträge und Sonderseiten möglich, die in Print oder Online im SÜDKURIER erscheinen. Dabei gibt es bis zu 500 Euro für die Klassenkasse zu gewinnen. Wer sich am Medienprojekt beteiligen möchte, kann sich anmelden unter (07531) 999-1926 oder per E-Mail an klasse [at] suedkurier.deWeitere Informationen und die Anmeldung gibt es hier.

 

(Südkurier)